Buchempfehlung

Unsere Autorin empfiehlt zur Reisevorbereitung und für unterwegs folgenden Reiseführer:

„Iran – Handbuch für individuelles Entdecken“ von Hartmut Niemann & Paul Ludwig, Reise Know-How Verlag, 5. Auflage (2017), 24,90 EUR, ISBN: 978-3-8317-2948-7. 

Zugegeben mit seinen knapp 700 Seiten ist dieser Reiseführer nicht gerade ein Leichtgewicht. Dafür glänzen die Autoren mit liebevollen Berichten, Sinn für Details und praktischen Hinweisen. Das Buch beschreibt die Provinzen Irans und ihre wichtigsten Städte. Illustriert werden die Kapitel mit Farbfotos, Ortsplänen und Regionenübersichten mit Karten. Die Sprachhilfe Persisch, Glossar und Literaturtipps (im Anhang) sowie ein ausführliches Register runden das Werk ab.

Iran-Etappe 3: Der Berg der Gnade und „Persepolis“

Die Maulbeerbäume sind die Rettung. Sie spenden uns am Besucherzentrum den ersehnten Schatten, nachdem wir in der Gluthitze den archäologischen Park von Persepolis besichtigt haben.

Wir sind nicht die einzigen, die „Sonnenschutz“ gesucht haben. Die Bäume sind ziemlich abgeerntet. Es hängen nur noch ein paar weiße oder rote Früchte an den Ästen. Und über die machen sich unser Fotograf und René her, während wir am verabredeten Treffpunkt auf den Rest der Gruppe warten. Die Palastanlage der achamänidischen Herrscherdynastie ist so groß, dass Besucher einen Tag dafür reservieren sollten.

Macht und Größe seines Weltreichs demonstrieren wollte Daruis I., als er rund 520 v. Chr. eine repräsentative Residenz am Auslauf des Kuh-a Rahmat („Berg der Gnade“) im Süden Irans anlegen ließ. Seine Nachfolger Darius II., Xerxes, Artaxerxes I. und II. standen dem Regenten in nichts nach und bauten Palast auf Palast. Und dann kam Alexander der Große und eroberte Persepolis auf seinem Feldzug gen Osten.

Pracht und Verfall

Alexanders Krieger haben wohl in ihrem Siegestaumel zu heftig gefeiert. Ein Gebäude fing Feuer, und dann einige andere. Es hieß, die gesamte Anlage brannte nieder. Manche Historiker haben den Griechen Absicht unterstellt, das sei die Rache für die Zerstörung der Akropolis in Athen während der Perserkriege (ca. 480 v.Chr.) gewesen. Neuere Funde bestätigen, dass nur die von Xerxes I. erbauten Gebäude brannten.

Persepolis verfiel mit seinen 14 Gebäuden im Laufe der Jahrhunderte, und geriet in Vergessenheit. Nur noch ein paar Steinhaufen und einige wenige Säulen gaben Hinweise auf seine glorreiche Vergangenheit. Bis deutsche Archäologen begannen, die „Stadt der Perser“ wieder auszugraben (1931-39). Zur 2500-Jahr-Feier der iranischen Monarchie baute sie Shah Reza Pahlavi (1971) zu einem archäologischen Park aus.

Die ausgegrabenen Reste der auf einer 15 ha großen Plattform angelegten Residenz lassen die Pracht und Herrlichkeit der achamänidischen Herrschaft erahnen. Einige Gebäudeteile und die Befestigungsmauer sind rekonstruiert. Persepolis ist heute Unesco-Weltkulturerbe. Bäume gibt es auf dem Ausgrabungsgelände jedoch keine. Deshalb fordern die Mitarbeiter am Besucherzentrum die Touristen auf, eine Kopfbedeckung aufzusetzen und ausreichend Wasser mitzunehmen, bevor sie das Areal betreten.

Die Zypresse von Abarkuh

Die Wüstenstadt Abarkuh hat es uns als nächstes angetan. Sie liegt auf dem Weg von Shiraz nach Yazd. Die Botanik-Fans unter uns wollten unbedingt Sarv-e Abarkuh sehen. Die 25 Meter hohe, immergrüne Zypresse (Sarv) soll mit 4.500 Jahren der zweitälteste Baum der Welt sein. Die Stadt hat am Standort der Konifere einen kleinen Garten mit Wasserquelle und Sitzgelegenheiten angelegt, der zum Picknicken einlädt.

Aber nicht nur deswegen hat sich der kleine Zwischenstopp gelohnt. Abarkuh war einst Teil der Seidenstraße-Route. Der Ort besitzt eine sehenswerte Altstadt mit sehr gut erhaltenen, traditionellen Lehmbauten, die bewohnt sind. Wir haben unseren gemieteten Van stehen gelassen und den alten Stadtkern zu Fuß erkundet. Dabei sind wir auf „Mostofi’s Traditional Restaurant“ gestoßen. Der freundliche Wirt hat das atriumartige Gebäude liebevoll renoviert. In den überkuppelten Nischen können sich Besucher auf Diwanen ausstrecken und nachmittags Tee genießen. Das dazu gereichte Sirup-Gebäck schmeckt vorzüglich. Wer sich dann noch aufraffen kann, sollte nach der Treppe suchen, die aufs Dach führt. Der Blick über die Altstadt ist es auf jeden Fall wert.

Traditionelle, iranische Klimaanlagen

Nur ein paar Schritte entfernt, befindet sich das historische Agha-Zadeh-Anwesen – dessen Abbildung übrigens auch den 20.000-Rial-Geldschein ziert. Anders als die sonst schlichten Lehmbauten ist das historische Gebäude aus Lehm, Ziegeln und Holz erbaut. Die Fenster bestehen aus quadratischen, farbigen Gläsern, die abhängig vom Sonnenstand Lichtspiele auf den Boden zaubern. Den Innenhof ziert ein Wasserbecken mit einem umlaufenden Garten. Der dazugehörige 18 Meter hohe Windturm bzw. Bādgir (Windfänger) stellt ein architektonisches Meisterwerk der traditionellen, iranischen „Klimaanlagen“ dar.

Wir sind länger in Aberkuh geblieben als geplant. Jetzt ist es später Nachmittag, und wir müssen uns beeilen, wenn wir noch vor Einbruch der Nacht Yazd erreichen wollen. Bis dort sind es gute 180 Kilometer am Rand der Wüste entlang.