Coronavirus: ITB 2020 vor Absage?

Die 54. ITB in Berlin (4. bis 8. März 2020) sollte auch in diesem Jahr wieder eine weltweit beachtete Leitmesse der Tourismusindustrie sein, bei der „bereichernde Erfahrungen durch Begegnungen mit Menschen aus aller Welt sowie wertvolles Wissen aus erster Hand durch den persönlichen Austausch mit internationalen Fachleuten“ möglich ist. Rund 10.000 Aussteller aus über 180 Ländern, insgesamt 160.000 Messebesucher auf 160.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und ein Umsatz von rund sieben Mrd. Euro wurden entsprechend als Erwartungen der Messebetreiber formuliert: „Unsere voll belegten Messehallen zeigen deutlich: Auch in Zeiten, die von Flugscham, Overtourism, Klimawandel und dem Coronavirus gekennzeichnet sind, bleibt die ITB Berlin der Mittelpunkt der Reisebranche mit internationaler Strahlkraft“, sagt David Ruetz, verantwortlich für die ITB bei der Messe Berlin.

Doch die sich häufenden Meldungen aus mehreren Ländern über weitere Neuinfektionen durch das Coronavirus, bestimmen weltweit die Schlagzeilen. Sie lassen die berechtigte Frage aufkommen, ob das neuartige Virus ausgerechnet vor den Berliner Messehallen Halt machen wird.

Etliche Aussteller sagen ihre Teilnahme ab

Die Messebetreiber halten bislang an der ITB fest und versichern in engem Kontakt mit den zuständigen Gesundheitsbehörden zu stehen sowie sämtliche Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. Auch aktualisieren sie regelmäßig offizielle Warnhinweise und geben neueste Informationen als sogenannte „Health Info“ auf ihrer Webseite bekannt. Aussteller werden aufgefordert, eine schriftliche Erklärung abzugeben, dass sie in den vergangenen 14 Tagen nicht in den jeweiligen Risikogebieten China, Iran, Italien oder Südkorea waren, Kontakt zu einer infizierten Person hatten oder Anzeichen typischer Symptome wie Fieber, Husten oder Atembeschwerden haben. Ansonsten würden ihnen die Zugänge zur Messe verwehrt bleiben. „Diese Erklärung ist Voraussetzung für den Zutritt zum Messegelände und dient zur Identifizierung von Personen, die zur Covid-19-Risikogruppe gehören“, heißt es von offizieller Seite.

Doch trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen berichten Besucher mehr und mehr von zahlreichen Absagen vereinbarter Gespräche, die durch das Coronavirus begründet werden. Jüngstes Beispiel ist die Buchungplattform HRS, die ihre Teilnahme zurückzog, um weder Kunden und Partner noch Mitarbeiter einem „derzeit nicht absehbaren Risiko“ auszusetzen.

Öffentliche Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen wird lauter

„Das Sicherheitskonzept der Messe Berlin verdient den Namen nicht“, so Michael Quandt in BILD. Und weiter: „Es reicht nicht aus, Ausstellern, die in den vergangenen zwei Wochen in China, dem Iran, Italien oder Südkorea waren, den Zutritt zur Messe zu verwehren. Es reicht überhaupt nicht aus, sich dieses schriftlich bestätigen zu lassen. Und es reicht erst recht nicht aus, wenn 160.000 Besucher auf die Messe kommen – völlig unkontrolliert. Wenn die Messe sich nicht zu einer Absage durchringen kann, muss die Politik eingreifen. Sofort.“

Seehofer stellt ITB 2020 öffentlich in Frage

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus bereits öffentlich für eine Absage der Internationalen Tourismusmesse in Berlin ausgesprochen: „Ich persönlich bin der Meinung, dass man sie nicht durchführen sollte“, sagte Seehofer. Das Risiko bei einer großen Tourismusmesse mit Vertretern aus betroffenen Regionen und zahlreichen internationalen Besuchern sei nicht kalkulierbar.

Eine Empfehlung werde allerdings am Freitag ein neuer Krisenstab der Bundesregierung zum Coronavirus erarbeiten, kündigte Seehofer an. Die Absage einer solchen Großveranstaltung sei bedingt „durch höhere Gewalt. Das ist dann wie ein Orkan oder wie eine Krankheit“, so der Bundesinnenminister. Die endgültige Entscheidung liege beim Land Berlin.

Weitere Informationen erhalten Sie unter:

https://www.itb-berlin.de/

https://www.rki.de/